Modell | Urquattro | |
Baujahr | 1981 | |
Motor | Typ | 20V Turbo |
Hubraum | 2525 ccm | |
Zylinder | 5 | |
weiteres | erleichtere Stahl-Kurbelwelle, Alu-Schwungrad, hoher Motorblock, kurzes Ansaugrohr, Inconel Fächerkrümmer, Turbolader Garrett GT 30R-HighFlow, Nockenwellen, Zylinderkopfbearbeitung komplett CNC, Motorsportventile, Ladeluftkühler 600x300, frei programmierbares Motorsteuergerät usw. | |
Getriebe | verstärktes 6-Gang Schaltgetriebe | |
Abgasanlage | 76mm Edelstahlanlage ab Turbolader | |
Fahrwerk | KW Competition | |
Bremsanlage | VA: 323mm Brembo 4-Kolben | |
HA: 269mm Scheiben | ||
Felgen | 10 x 17 | |
Bereifung | 255/40 17 | |
Karosserieaufbau | Karosseriebausatz Audi quattro Sport | |
Interieur | Sparco Sportsitze, Sicherheitszelle, 6-Punkt Gurte | |
Gewicht | 1250 kg | |
Extras | Torsen Sperrdifferential |
Entstehung und Geschichte
Ursprung des Projekts war eine Urquattro Rohkarosse aus dem Jahr 1981, die seit Jahren in der Hallenecke ein unspektakuläres Dasein fristete. Die Grundsubstanz war vergleichsweise gut, mit nur wenig Rostbefall dank sehr langer Standzeit, und bot somit gute Voraussetzungen für einen Neuaufbau. Das größere Problem waren jedoch die Anbauteile, so waren weder Motor, Getriebe noch Innenraumteile vorhanden und auch Karosserieteile wie Stoßstangen fehlten, kurz und gut eben einfach eine Rohkarosse. Was tun?
Der Aufwand einer Restauration zum vollständigen Originalzustand erschien doch sehr mühsam, womit ein neuer Gedanke aufkam. Wenn man schon so viel Zeit in eine Restauration investiert, warum dann nicht ein Fahrzeug bauen von dem man immer geträumt hatte? Die Zielsetzung war geboren. Ein Fahrzeug das von der äußeren Erscheinung vermeintlich unscheinbar wirken mag, hinter dem sanften Kleid aber eine geballte Technik versteckt.
Als „Kleid“ erschien die Optik des „quattro Sport“ als passend, da dieser äußerlich im Vergleich zu den Rallyequattros noch einen runden und zahmen Eindruck macht, allerdings im Bereich der Radhäuser und im Frontbereich „erweiterten Bauraum“ bietet, welcher durch den gewaltigen Antriebsstrang bis in den letzten Millimeter ausgenutzt werden sollte. Um die gewaltige Kraft auf Dauer bändigen zu können, erschienen der Einbau einer Sicherheitszelle mit Verbindung zu den Federbeindomen sowie einige weitere Verstärkungen im Karosseriebereich als unabdingbar. Dennoch sollte das Fahrzeuggewicht nicht außer acht gelassen werden, womit alle nicht benötigten Ein- und Anbauten entfernt wurden, lediglich elektrische Fensterheber blieben sozusagen als Restkomfort erhalten.
Die nächste größere Aufgabe war die Auslegung des Antriebsstrangs. Grundsätzliche Eckpunkte stellten eine Leistung oberhalb von 500PS in Verbindung mit einer guten Haltbarkeit, ein sehr hohes Maß an Qualität, und vor allem ein dynamisches, agiles Fahrverhalten dar. Es sollte eine Motorcharakteristik nach Anforderungen des Rallyesports entstehen, ein möglichst hohes Drehmoment bereits bei niedriger Drehzahl, ein gutes Ansprechverhalten des Turboladers (das bekannte „Turboloch“ so klein wie möglich halten) um auch auf engen und kurvigen Strecken die Nase vorn zu haben. Reduzierung der Massenträgheit des Kurbeltriebs sowie Optimierung der Strömungsverhältnisse im Zylinderkopf, der Ladeluftstrecke sowie der Abgasstrecke sind hier als primäre Ziele anzuführen. Was sich in einem Satz recht einfach anhören mag entpuppt sich im Detail als weitreichendes Aufgabenfeld, denn es verbleibt nahezu kein einziges Bauteil des gesamten Motors im Serienzustand. Auch wenn nach der Meinung vieler Hobbytuner ein „Rennmotor“ durch Montage eines größeren Turboladers, eines optimierten Ansaugrohrs sowie Abgaskrümmer herzustellen sei, kann diese Unwissenheit nur belächelt werden, denn zielführend ist am Ende nur ein Gesamtpaket mit gut aufeinander abgestimmten Komponenten.
Beim Getriebe fiel die Wahl auf eine verstärkte Version des 6-Gang Getriebes, aufgrund der größeren Stabilität im Vergleich zum 016er 5-Gang Getriebe, mit dem Nebengedanken einen langen 6.Gang für eventuelle Autobahn- oder Rundstreckenfahrten in Reserve zu haben, und somit in Punkto Höchstgeschwindigkeit trotzdem die Marke von 300 km/h zu erreichen. Um das lästige Untersteuern der Vorderachse, für das die alten quattros aufgrund der ungeschickten Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse leider bekannt sind, etwas auszugleichen, kommt auf der Hinterachse ein automatisches Sperrdifferential zum Einsatz. Durch weitere Verstärkungen im Bereich der Achslagerung, leichte Geometrieänderungen an der Vorderachse und eine gut abgestimmte Fahrwerkstechnik, lässt sich das Fahrverhalten in Summe deutlich verbessern. Beim beschleunigen im Kurvenbereich neigt die Hinterachse nun zum Übersteuern bevor die Vorderachse den Grip verliert, womit das Fahrerhalten den Erwartungen an einen Sportwagen schon eher gerecht wird.
Nach rund 3 Jahren Bauzeit und einer unzähligen Anzahl an Arbeitsstunden war das Projekt fertiggestellt, und das Fazit gestaltet sich am Ende recht einfach. Auch wenn viele, schweißtreibende Stunden des Kopfzerbrechens in diesem Fahrzeug untergegangen sind, jede Minute Fahrzeit entschädigt für etliche Stunden an Arbeitszeit und man erlebt immer und immer wieder neue beflügelnde Momente darin.
Eine von vielen ereignisreichen Erfahrungen war eine kurze Begegnung bei schönem Wetter um die Mittagszeit auf der zu diesem Zeitpunkt recht verkehrsleeren Autobahn A6 mit einem Vertreter eines Sindelfinger Premiumfahrzeugherstellers. Das vermeintlich hohe Maß an Performance seines Wagens war dem kleinen Emblem auf der Heckklappe bereits deutlich anzusehen. Darin erwartungsgemäß ein Fahrer im geschätzten Alter von 40 Jahren, nebensitzend ein Beifahrer ähnlichen Alters. Beim Austausch erster Blicke hatte der Fahrer noch ein recht breites Grinsen im Gesicht, sein Gedanke „ach sieh an, ein altes Audi Coupe mit einem jungen Spinner drin, der wird gleich Augen machen“ war direkt abzulesen. Der Beifahrer betrachtete mein Fahrzeug etwas skeptisch, möglicherweise war in seinen Augen das Unheil bereits absehbar. Nach dem beherzten Gasantritt des Sindelfingers betätigte auch ich das rechte Pedal für einige Sekunden. Nach Ende einer kurzen Beschleunigungsphase und rund 10 weiteren Sekunden des Dahingleitens, hatte der Fahrer des Luxusmobils den entstandenen Abstand erfolgreich aufgeholt. Ein weiterer Blick durchs Seitenfenster bot nun getauschte Gesichtszüge. Während der Beifahrer nun das breite Grinsen aufgesetzt hatte und den rechten Daumen hob, hielt der Fahrer nun mit sturer Mine und steifem Blick nach vorne das Lenkrad in der Hand. Die Diskussion beim nächsten Stammtisch im Freundeskreis der beiden hätte ich doch zu gerne miterlebt.